Eckhard Blach im Dialog mit dem Schneidetisch

Ablauf des Filmes


Zwei alte Männer und eine Gartenrunde ehemaliger Arbeiter setzen einen vorbereitenden inhaltlichen Auftakt.

"Die haben uns angeschissen, wo wir dabei standen!"


Der Film eröffnet sich in einem Schwenk im Morgenlicht auf das Werft- und Industriegebiet Lübecks in Herrenwyk, dessen wirtschaftlicher Schwerpunkt bis Ende der 70er Jahre das Metallhüttenwerk war. Dazu erzählen zwei Frauen aus dem Off von ihren Ankunft in Herrenwyk in den 20er Jahren, von der Versorgung der Siedlung und ihrer Bewohner durch das Werk, von der ein Kranker, der nicht mehr arbeitsfähig war, ausgeschlossen war.


Ein alter Arbeiter erzählt, dass er nicht aus freier Entscheidung heraus in der Metallhütte gearbeitet hat, sondern weil er keine andere Arbeit fand.

"Ich wollte doch gar nicht mehr hier arbeiten, aber ich kam ja nicht weg!". 

Fotos zeigen den Aufbau des Werks im Jahr 1906.


Die Frauenstimmen erzählen von ihrem Haus, vom Leben in der Siedlung, vom Dreck: "Wir putzten ja den ganzen Tag, wir Frauen. Da war eine Maschine, die Leute nannten sie die Agromaria - ob die nun auch so hieß, das weiß ich nicht, aber es hieß, die Agromaria spuckt wieder." 

Ein Rentner in seinem Garten: "Konntest nur essen, was in der Erde war, die über der Erde, das konntest nicht essen."


Erzählungen von der Wirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre, vom 1. Mai 1933. Während die Räume des Casinos gezeigt werden, die eben erst verlassen scheinen (sogar die Betten sind noch bezogen), erzählen die Frauen, dass hier am 1. Mai 1933 zum ersten Mal Angestellte und Arbeiter zusammen gefeiert haben. Am nächsten Tag wurden die Gewerkschaften aufgelöst, Menschen verschwanden.

Familienfotos beenden die Stellungnahme der beiden Frauen.


Ehemalige Arbeiter schildern die schweren Arbeitsbedingungen im Werk,

"Wenn hier einer zwei Jahre arbeitet und ist noch nicht tot, dann hat er nicht gearbeitet. Iss Wahrheit!"

aber auch die besondere familiäre Atmosphäre:

"Wenn du im Maschinenhaus warst, da bist du mit Freuden zur Arbeit gegangen."

"Auf Nachtschicht wurde ja nur Mist gemacht."


Gegenwärtige Betrachtungen, historische Filmaufnahmen und Fotos erweitern ihre Berichte. Weitere Erzähler begründen die Zufriedenheit der Arbeiter mit den günstigen Arbeitszeiten und der Nähe der Werkssiedlung zum Arbeitsplatz. Die besondere Werkstruktur wird geschildert. Kino, Orchester und Chöre, das eigene Kaufhaus.


Mitglieder einer Gartenrunde schildern den Niedergang des Werks seit 1971 aus ihrer persönlichen Sicht: der Verkauf des Werks von Flick an die Amerikaner im Jahre 1975, die es ihrerseits 1978 für den Preis von DM 2,- an eine deutschen Rechtsanwalt verkauften. Es dauerte dann noch drei Jahre, bis Konkurs angemeldet wurde. Seitens der Arbeiter gab es keine Widerstandsmöglichkeiten.

"Was nutzt die ganze Mitbestimmung, wenn der Arbeitsplatz doch nicht gesichert ist.


Während der Betriebsrat noch über die Erhaltung einzelner Arbeitsplätze debattiert - schwierig genug in einer Situation, in der man jahre- und jahrzehntelang miteinander gearbeitet und gelebt hat - ist die Massenentlassung längst beschlossen. Vom Tag der Entlassung sind die Arbeiter völlig überrumpelt. Niemand hat davon gewusst. Der Konkursverwalter verspricht einen Sozialplan, von dem bis heute (1985) allerdings noch nichts gezahlt wurde.

Ehemalige Arbeiter und Betriebsräte schildern die Probleme der Entlassung und der Situation danach.


Das Wohnen in der Siedlung ist unsicher geworden: Renovierungen und Straßenarbeiten beginnen. Die Mieten sollen erhöht, einige Häuser verkauft werden. Die Bewohner wissen nicht, was auf sie zukommt.

"Aber wenn du nun hier ewig wohnen bleiben willst, dann musst du das ja alles in Kauf nehmen."


Die Arbeitslosigkeit ist Dauerthema. Neue Arbeitsmöglichkeiten gibt es - gerade für die vielen älteren Arbeiter - kaum. Die Arbeitssuche ist entwürdigend.

"Da hör' ich, wie sie zu dem sagt, 'da draußen steht ein junger Mann von 80 Jahren, der sucht Arbeit!'"


Resignation greift um sich. Es bleibt nichts anderes übrig, als sich mit der Situation abzufinden und auch die 'guten Seiten' daran zu sehen.

"Wie gefällt es dir denn jetzt ohne Arbeit?"

"Gut..., bloß ein bißchen wenig Geld."

"Ich kann mich immer beschäftigen. Aber jetzt kann ich tun, was ich will, und nicht, was ich muss."

"Ich kann mir heute auch gar nicht mehr vorstellen, wo ich die acht Stunden hernehmen sollte, wenn ich heute noch arbeiten sollte."


Kinder spielen auf der Straße. Ein alter Mann, einer der Erzähler, geht langsam an einer Baustelle vorbei. Männer stehen an der Trinkhalle.

"Jeder Kapitän geht mit seinem Schiff unter." - "Wir wollen aber noch nicht untergehen." - "Wir haben ja auch kein Schiff."